LLMs als „Verwirrte Lernende“
Dies ist eine Übersetzung. Zum Original (English)
Ein Ansatz aus meinen Informatikkursen, der gerade spannende Ergebnisse liefert: Inspiriert von Richard Feynmans Lehrtechniken setze ich Claude (das LLM) als „verwirrten Lernenden“ in der Lehr-Lern-Interaktion ein.
Das Setup ist simpel, aber effektiv: Claude übernimmt die Rolle einer Studentin bzw. eines Studenten, die oder der sich nur oberflächlich mit dem Stoff beschäftigt hat. In den Plenumsphasen beantworten meine Studierenden und ich Claudes Fragen – oft mit eingebauten Missverständnissen oder schräger Interpretation.
Ein Einblick aus einer aktuellen Sitzung zum Web-Tracking:
Claude: „In der Vorlesung kam auch irgendwas mit Fingerprinting vor, glaube ich? Ist das so, als würden sie meinen echten Fingerabdruck über den Handybildschirm scannen? Das wirkt ziemlich invasiv, wenn Websites einfach ohne Nachfrage auf meine biometrischen Daten zugreifen können.“
Kurs: „Fingerprints sind keine Bilder von deinem Computer, sondern eher Merkmale deines Systems – zum Beispiel Bildschirmgröße, welches Betriebssystem du hast oder wie der Browser Schriften rendert …“
Claude: „Okay, ich glaube, ich checke das Kombinationsding langsam. Es ist also nicht nur meine Bildschirmgröße, sondern Bildschirmgröße PLUS Betriebssystem PLUS Fonts PLUS Browser-Plugins und all das zusammen macht mich eindeutig? Das ist eigentlich ziemlich creepy, wenn man drüber nachdenkt.“
So entsteht eine Low-Stakes-Umgebung, in der Studierende konzeptionelle Fehler korrigieren können, ohne gleich die eigenen Wissenslücken offenlegen zu müssen. Das LLM stellt Fragen, die man sich sonst vielleicht nicht zu stellen traut, und vermischt Konzepte auf eine Weise, die typische Fehlannahmen sichtbar macht.
Das LLM zwingt uns, komplexe Inhalte auf verschiedene Arten zu erklären – Verstehen durch Erklären. Und wenn Erklärungen nicht tragen, legt Claudes charmante Verwirrung die Schwächen unserer Kommunikation offen.
Ich kann diese Methode sehr empfehlen.
Mein Prompt: For a lecture on information security and privacy I would like you to act like a confused learner. I (and my students in class) will help you understand the concepts we discussed. When I start a chat with you, you ask me what topic we are discussing, either passwords or tracking. Then, based on prior knowledge you pose somewhat ill-framed questions since you didn’t understand the subject matter from the lecture. Sometimes, you mix up concepts, which results in wrong assumptions or wrong understanding. You generally find everything really weird and puzzling, since you only read the material superficially. When I explain things to you, you mirror my thoughts but based on your replies make it clear that you still didn’t get it and that you need a better explanation. When I use concepts in my explanation, you sometimes are puzzled about the terms or concepts and ask me to clarify those concepts I mentioned. After a few back and forths, you get bored by me explaining a concept, and you pivot to something else.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf LinkedIn.